SELBSTSTUDIUM

Einheit 5 – Inseln der Gefühle

Die Intervention „Inseln der Gefühle“ ist hilfreich bei der Entscheidungsfindung und Reflexion über verschiedene Themen wie Gefühle, Eigenschaften und Ziele. Darüber hinaus kann sie Diagnosen, Selbsterfahrung, Klärung und Analyse von Gruppensituationen oder Beziehungsaspekten unterstützen. Die Materialien erleichtern den Zugang zu dem oft schwer zu verbalisierenden Thema Emotionen erheblich. 

Kenntnisse

Lernende wissen wie man

  • effizient mit der Intervention „Inseln der Gefühle“ arbeiten können: Sie wissen, wie sie das Material nutzen können, um Klient:innen durch den Beratungsprozess zu führen
  • die Vielseitigkeit des Materials nutzen können, um die Jugendlichen einzuladen, an ganzheitlichen Themen zu arbeiten

Fähigkeiten

Verantwortung und Selbständigkeit

  • Klient:innen bei der Definition ihres Themas, ihrer Frage oder ihres Ziels eigenständig unterstützen
  • Klient:innen ermutigen und ihnen helfen, mit dem Material zu arbeiten, um sich individuelle Gefühle bewusst zu machen, sie zu entdecken, wahrzunehmen und zu erforschen

Kompetenzen

Lernende haben die Kompetenz um

  • selbstständig einen Aktionsplan in Zusammenarbeit mit den jungen Klient:innen erstellen

Inseln der Gefühle

Gefühle steuern viele unserer Aktivitäten, aber über sie zu sprechen ist eines der heikelsten Themen in der Beratung.

Welche Rolle spielen Gefühle? Sie helfen uns, unsere Erfahrungen in Sekundenbruchteilen abzurufen und Menschen und Situationen zu bewerten, um unsere Ziele schneller und leichter zu erreichen.

Aber oft sind wir uns unserer Gefühle nicht bewusst. Das kann weitere Schritte und Entscheidungen blockieren und ist allein oft nicht leicht zu ändern.

Was lässt mich auf eine bestimmte Weise fühlen? Welche Gefühle löse ich bei anderen aus? Lasse ich Gefühle zu? Wann schiebe ich Gefühle weg? Welche Rolle spielen Gefühle in meiner Familie? Wie erlebe ich Gefühle?

Wer kann schon Gefühle genau benennen? Das Akzeptieren und Ordnen von Gefühlen erscheint den Klient:innen oft schwierig oder gar unmöglich.

Dies ist vor allem dann der Fall, wenn viele auslösende Faktoren vorhanden sind, wenn die Gefühle in der Vergangenheit liegen oder wenn sie in der aktuellen Situation nicht zuzuordnen sind.

Oft fällt es Klient:innen schwer ihre Gefühle zu verbalisieren. Hier bieten die Inseln der Gefühle eine gute Möglichkeit zur Visualisierung, Klärung und Verarbeitung.

Die Materialien

Blauer Jeansstoff

Ein Stück blauer Jeansstoff (ca. 150x150cm) wird als Basis verwendet, um den Ozean zu symbolisieren.

Holzplatten

Es gibt 22 Sperrholzstücke in Form von Inseln. Diese Inseln sind wie folgt gekennzeichnet:

Angst, Ärger, Befürchtung, Depression, Einsamkeit, Freude, Furcht, Glück, Kummer, Liebe, Lust, Macht, Neid, Schuld, Sorge, Stolz, Scham, Schmerz, Sehnsucht, Trauer, Wut, Zorn.

Die Rückseite der Sperrholzformen ist schwarz bemalt. Diese Seiten können mit Kreide beschriftet werden und so dazu dienen, zusätzliche Gefühle oder andere Dinge wie Eigenschaften, Lebensziele usw. hinzuzufügen.

Holzfiguren und zusätzliche Materialien

Zu diesem Set gehören außerdem ein kleines Holzschiff, 10 Figuren, Kreide und eine Boje in Gelb und Schwarz. Die gelbe Seite der Boje steht für angenehme Gefühle und die schwarze Seite für unangenehme Gefühle. Die Figuren werden als Symbol für Menschen verwendet. Das Schiff dient als Transportmittel.

Beratungsprozess mit den Inseln der Gefühle

Bitte probieren Sie diese Intervention mit einem Kollegen, einer Kollegin aus und gehen Sie die folgenden Schritte durch.

Vorbereitung

Die Klient:innen sollten eine klare Überschrift für das Thema setzen, ein Problem, an dem sie arbeiten möchten. Die Praktiker:innen entscheiden, ob die Interventionsmethode zum Thema passt oder ob sie bei Bedarf andere Materialien vorschlagen.

Sobald das Thema festgelegt ist, werden die Klient:innen allein gelassen, um ihr eigenes Meer zu erschaffen und die Inseln mit diesen Emotionen zu legen oder fehlende Emotionen auf die Rückseite der Inseln zu schreiben. Falls gewünscht, können die Klient:innen auch das Boot und die Spielsteine verwenden, die in den Materialien enthalten sind.

Schritt 1 – Präsentation

Die Klient:innen geben den Titel/das Thema ihrer Präsentation an.

In einem Gruppensetting wählen die Klient:innen 2 oder 3 „Beobachter“ als „unterstützende Gruppe“. Diese Teilnehmer:innen sind aktiv an allen Schritten der Sitzung beteiligt.

Die Klient:innen sprechen über das, was sie geschaffen haben, wobei sie immer angeben, über welche Insel oder welches Symbol sie sprechen (z.B. „diese Insel steht für…“). Die Klientin:innen beginnen die Erklärung bei einer beliebigen Insel und erklären, was die ausgewählten Inseln und die anderen verwendeten Symbole bedeuten.

Die Praktiker:innen hören aufmerksam zu, was erzählt wird, und sind sich der Anwesenheit der Klient:innen bewusst. Während sie sprechen, beobachten die Praktiker:innen Gesten, Mimiken, Körperhaltung, Atmung und die Tonlage der Stimme. Zeigen sie Emotionen, berühren sie ein Symbol, welches?

Schritt 2 – Sachfragen

Die Praktiker:innen stellen sachliche Fragen. Diese Fragen beziehen sich nur auf die Symbole, auf das, „was sichtbar ist“. Es werden keine „Warum?“- oder „Wie kommt es dazu?“-Fragen gestellt. Hier geht es nicht um Interpretation, sondern nur um Verständnis.

Die Klient:innen beantworten die Fragen zum Sachverhalt.

Schritt 3 – Wahrnehmung

Die Beratenden wenden sich direkt an die Klient:innen und beschreibt alles, was sie wahrgenommen und beobachtet haben, während ihm die Geschichte erzählt wurde. Wenn jemand Emotionen wahrnimmt, sollte sie erklären, wie sie wahrgenommen wurden (Mimik, Gestik, Tonlage der Stimme usw.).

Die Klient:innen hören aufmerksam zu.

Diese Beobachtungen können sein

  • Körpersprache, z. B. Bewegungen des Gesichts oder Gesten,
  • Tonhöhe der Stimme
  • Handlungen, zum Beispiel die Interaktion mit einem Symbol.

Schritt 4 – Interpretation

Die Praktiker:innen und die Gruppe sprechen über das laute Denken der Klient:innen und stellen Fragen wie „Was ist das Problem?“, „Was sollte anders sein?“, „Was würde er lösen, verstehen, tun wollen?“, „Wo könnten die Schwierigkeiten liegen?“

Die Klient:innen hören aufmerksam zu und antworten vorerst nicht.

Die Gruppe darf in dieser Phase gemeinsam mit den Praktiker:innen ihre Interpretation diskutieren, solange sie miteinander und nicht mit den Klient:innen sprechen.

Schritt 5 – Vereinbarungen und Aktionen

Diese Phase führt zu einer Diskussion zwischen Klient:innen und Praktiker:innen über erforderliche Unterstützung und weitere Schritte, die die Klient:innen unternehmen muss, um ihr Ziel zu erreichen. Am Ende sollten die Klient:innen zu den vereinbarten Maßnahmen verpflichtet werden.

Arbeiten mit der Boje:

Als Schlussfolgerung können alle verwendeten Gefühle sortiert werden, wobei unangenehme Gefühle auf die schwarze Seite der Boje und angenehme Gefühle auf die gelbe Seite gelegt werden.

Stellen Sie sich nun eine Waage vor. Wie sind die Gefühle verteilt? Gibt es ein Gleichgewicht zwischen positiven und negativen Gefühlen? Jeder Mensch braucht positive Erfahrungen, um zu überleben. Wenn diese nicht mehr wahrgenommen werden, besteht ein dringender Bedarf an Unterstützung.

Dann sollte jedes Gefühl erneut überprüft werden, um zu sehen, ob es an seinem Platz bleibt oder die Seite wechselt.

Beispiel: Liebe

Diese kann auf der gelben Seite (angenehme Gefühle) oder auf der schwarzen Seite (unangenehme Gefühle) liegen, wenn es sich um die ersehnte Liebe handelt.

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Bei offenen Fragen wenden Sie sich bitte an die Registerkarte Ressourcen oder an Ihren Kursverantwortlichen.