SELBSTSTUDIUM

Einheit 2 – Basic Clearing

Basic Clearing ist ein Assessment-Instrument, um einen ganzheitlichen Überblick über die Lebenssituation einer Person zu erhalten und zu sehen, wo und in welchem Ausmaß ein Unterstützungsbedarf in Bezug auf ein bestimmtes Ziel besteht.

Basic Clearing kann ein Ausgangspunkt für den Beratungsansatz von EJO4Youth sein oder auch genutzt werden, um mehr über das Erreichen von persönlichen Zielen zu erfahren. Die Menschen können sich sehr klar vorstellen, in welchen Lebensbereichen sie sich sicher fühlen und in welchen nicht, bezogen auf ihr Ziel.

Mit dieser Intervention können auch erste Ideen für mögliche Lösungen erarbeitet werden, oder es gibt Hinweise auf Themen für weitere Bedürfnisse oder Interessen zu klären. Dies kann durch die anderen Interventionen des EJO4Youth-Ansatzes unterstützt werden, die in den nächsten Einheiten beschrieben werden.

Kenntnisse

Lernende wissen wie man:

  • die Vorteile erklären und das Ziel der Arbeit mit „Basic Clearing“ benennt
  • die Methodik zu beschreiben und effizient mit dem „Basic Clearing“-Konzept zu arbeiten
  • arbeiten selbständig mit ihren Klient:innen an der Zielklärung
  • das Material nutzen, um ihre Klientin durch diesen wichtigen ersten Schritt des Beratungsprozesses zu führen

Fähigkeiten

Die Lernenden sind in der Lage:

  • selbstständig zu handeln, um ihre Klient:innen bei der Definition ihrer individuellen Ziele zu unterstützen, indem sie sie ermutigen, Symbole für die relevanten Aspekte zu wählen
  • die Klient:innen bei der Entwicklung eines Aktionsplans zu unterstützen
  • das Beratungsgespräch selbständig zu führen, um gemeinsam mit die Klientin den Beratungsbedarf nach dem „Basic Clearing“ bestimmen zu können

Kompetenzen

Die Lernenden verfügen über die Kompetenz,:

  • den „Basic Clearing Process“ selbständig vorzubereiten und zu strukturieren, um die Klient:innen mit Hilfe des Materials professionell durch diesen Prozess zu führen
  • aktiv Sitzungen mit anderen Praktiker:innen initiieren, um die Methode zu üben, Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig über Ergebnisse zu informieren.

Basic Clearing

Für das Basis-Clearing benötigen Sie verschiedene Materialien, die unten aufgeführt sind. Für die Sitzung arbeiten die/der Praktiker:in und die Klientin mit verschiedenen Bereichen ihres Lebens, sowie mit einem Abschnitt „Was noch?“, um Themen abzudecken, die nicht zu den anderen Kategorien gehören.

Anhand dieser Bereiche auf einem Workpad arbeiten Therapeut:in und Klientin gemeinsam daran, eine Visualisierung des Lebens und der aktuellen Situation die Klientin zu erstellen und so herauszufinden, wie die Klientin sie verbessern oder verändern könnte.

Die Materialien

Arbeitsfeld

Der Arbeitsblock ist wie ein Atom aufgebaut, mit einem Ziel in der Mitte und relevanten Aspekten des Lebens der Person, die es umgeben. Diese relevanten Aspekte des Lebens können an die Situation der Klientin angepasst werden.

Es ist auch möglich, das Ziel und die Lebensbereiche auf runde Papiere zu schreiben. In der Beratung auf dem folgenden Bild erlebte die Klientin die Flexibilität bei den sich bewegenden Lebensbereichen als sehr angenehm, da sie auch Veränderungen in der Anordnung vornehmen konnte. Die neue Anordnung war sehr hilfreich bei der Entwicklung der Lösungsideen.

Symbole

Für die Basic-Clearing-Methode benötigen Sie eine Reihe von Symbolen. Wir empfehlen einen Satz von etwa 200 Symbolen, damit die Klientin freier wählen und ein gutes Symbol für seine Interpretation finden kann. Sie können sich auf die Liste der möglichen Symbole beziehen, die Sie in Einheit 1 erhalten haben.

3 verschiedene Stöcke

3 verschiedene Stöcke mit den Bedeutungen „fester Boden“, „dickes Eis“ und „dünnes Eis“.

  • Fester Boden (Holzstab): Sich stabil und sicher fühlen.
  • Dickes Eis (weißer Stock): Fühlt sich einigermaßen stabil und sicher an, aber einige Bereiche sind unsicher.
  • Dünnes Eis (durchsichtiger Stock): Sehr unsicher in dem Gebiet.

Relevante Aspekte sind:

  • Wohnen
  • Unterstützung
  • Gesundheit
  • Ausbildung und Training
  • Arbeit / ehrenamtliche Erfahrung
  • Was sonst?

In der Regel legen wir gemeinsam mit den Klient:innen sechs relevante Aspekte fest. Bitte verwenden Sie immer den Aspekt „Was noch?“, da dieser oft verwendet wird, um auf besondere und wichtige Dinge hinzuweisen oder auf Dinge, die nicht in den 6 Aspekten enthalten sind.

Einige Aspekte sind erklärungsbedürftig: zum Beispiel steht „Wohnen“ für:

  • Wie zufrieden sind Sie mit Ihrer Wohnsituation?
  • Wie zuverlässig und berechenbar ist sie?

Der Bereich „Unterstützung“ bezieht sich auf die Unterstützung durch Familie, Freunde, das Unterstützungssystem oder andere Personen in Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld.

Prozess der Beratung mit dem Basic Clearing

  1. Präsentation
  2. Sachfragen
  3. Wahrnehmung
  4. Interpretation
  5. Vereinbarungen und Aktionen

Vorbereitung

Der/Die EJO4Youth-Praktiker:in erklärt der Klientin die Intervention:

  • die Idee der Beratungsinterventionen
  • die zu verwendenden Materialien
  • die Beratungsschritte

Dadurch fühlt sich die Klientin wohler und hat mehr Kontrolle über das Geschehen, da er auch weiß, wie die Sitzung abläuft.

Zielsetzung

Die Klientin teilt der/dem Praktiker:in sein Ziel mit. Dies sollte etwas sein, das er an sich selbst erkennen möchte oder ein Ziel, das er erreichen möchte.

Sobald das Ziel festgelegt ist, wählt die Klientin ein oder mehrere Symbole für sein Ziel aus, die er in die Mitte des Arbeitsblocks setzt. In manchen Fällen müssen die/der Therapeut:in und die Klientin dieses Ziel klären oder neu formulieren, wenn es zu unklar, unerreichbar oder nicht angemessen ist.

Das Ziel sollte ein klarer Satz sein und nicht eine lange Erklärung dessen, was sie erreichen wollen.

Auswahl der Symbole für jeden Aspekt

Nach der Festlegung des Ziels wird die Klientin aufgefordert, Symbole für jeden im Workpad dargestellten Aspekt auszuwählen.

Während die Klientin das Blatt durcharbeitet, wählt er Symbole aus, die seiner Meinung nach für jeden der Bereiche auf der Seite stehen, die für sein eigenes Leben relevant sind.

In manchen Fällen lassen die Klient:innen einige Bereiche ohne ein Symbol zurück, was ebenfalls eine gewisse Bedeutung hat und zeigt, wie ihr Leben organisiert ist oder in welcher Situation sie sich befinden.

In dieser Phase lässt die/der Praktiker:in (und die Gruppe) die Klientin allein, um über die Symbole und ihre Bedeutung für ihn nachzudenken.

Vorbereitung – Bewertung der einzelnen Aspekte

Um jeden Bereich zu bewerten, wird die Klientin von die/dem Praktiker:in eingeladen, seine persönliche Situation in jedem Lebensaspekt zu beurteilen. Um dies sichtbar zu machen, wählt die Klientin dann, mit Symbolen Wege zwischen jedem Aspekt und seinem Ziel zu legen, entweder festen Boden, dickes Eis oder dünnes Eis.

  • Fester Boden: „Ich fühle mich hier stabil und sicher, ich stehe auf festem Grund“.
  • Dickes Eis: „Ich fühle mich einigermaßen stabil und sicher, aber ich fühle mich etwas wackelig. Der Boden ist etwas glitschig.“
  • Dünnes Eis: „Ich bin sehr wackelig und das Eis kann jeden Moment brechen.“

Da in einigen südlichen Ländern die Vorstellung, sich auf dünnem Eis zu befinden, nicht üblich ist und die Klient:innen die Symbolik nicht verstehen, arbeiten die Projektpartner in Spanien beispielsweise mit drei Brücken unterschiedlicher Stabilität anstelle von dickem und dünnem Eis.

  • Eiserne Brücke: Fester Boden.
  • Hölzerne Brücke: Ziemlich stabil.
  • Seilbrücke: Diese ist sehr wackelig…

Schritt 1 – Präsentation

Wenn die Klientin alle seine Symbole gelegt hat, wird er gebeten, dem Praktiker seine Arbeit vorzustellen. Sie können die Symbole vorstellen, wie sie sie ausgelegt haben und alles, was sie über die Symbole, die sie auf den Arbeitsblock gelegt haben, mitteilen möchten.

Der Praktiker hört aktiv zu, unterbricht nicht und stellt keine Fragen.

Wenn sie mit einer Gruppe von Peer-Unterstützern durchgeführt wird, wird die Gruppe gebeten, sich wie der Praktiker zu verhalten, aktiv zuzuhören und die Präsentation nicht zu unterbrechen.

Schritt 2 – Sachfragen

Sobald die Präsentation abgeschlossen ist, können der Praktiker und die Selbsthilfegruppe, sofern vorhanden, sachliche Fragen stellen. Diese Sachfragen sollten keine Interpretationen enthalten, sondern allgemeine Fragen zur Klärung sein.

Zum Beispiel:

Was haben Sie über dieses Symbol gesagt? oder
Ich habe das nicht richtig verstanden, könnten Sie es bitte wiederholen?

Aussagen wie

Ich glaube, das war für dich wichtiger, weil deine Stimme bei der Präsentation lauter wurde oder

Die Frage „Sind Sie gegen Ende nervöser geworden, weil Sie mehr Symbole berührt haben?“ gehört nicht zu diesem Schritt.

Schritt 3 – Wahrnehmung

Sobald alle Fragen geklärt sind, teilt der Praktiker seine Wahrnehmung der Arbeit und der Präsentation der Klient:innen mit.

Diese Beobachtungen können sich beziehen auf

  • Körpersprache, z. B. Bewegungen des Gesichts oder Gesten,
  • Tonhöhe der Stimme
  • Aktionen, zum Beispiel die Interaktion mit einem Symbol.


Dieser Schritt sollte zum Beispiel nur reine Beobachtungen umfassen,

Sie haben dieses Symbol berührt, als Sie dies erklärt haben, und sollten zum Beispiel keine Interpretationen enthalten,
Als Sie das erklärt haben, haben Sie dieses Symbol berührt, was bedeuten könnte, dass es für Sie wichtiger ist als die anderen.

Schritt 4 – Interpretation

Nachdem die Wahrnehmungen mitgeteilt wurden, geht der Praktiker zur Interpretation über.

In diesem Schritt tauschen der Praktiker und die unterstützende Gruppe (falls vorhanden) ihre Interpretationen über die Arbeit und die Präsentation der Klientin aus, als ob sie mit sich selbst sprechen würden.

Die Aufgabe der Klient:innen besteht darin, nur zuzuhören, nicht zu unterbrechen oder etwas zu erklären. Im nächsten Schritt können sie ihre Zustimmung oder Ablehnung zu der besagten Interpretation äußern.

Die Gruppe darf in dieser Phase gemeinsam mit der/dem Praktiker:in ihre Interpretation diskutieren, solange sie miteinander und nicht mit der Klientin sprechen.

Schritt 5 – Vereinbarungen und Aktionen

Erst danach, wenn der Praktiker und die unterstützende Gruppe fertig sind, teilt die Klientin seine Zustimmung oder Ablehnung, seine Überraschung oder seine Erkenntnis über sich selbst mit den anderen. Sie können auch Punkte mit der/dem Praktiker:in und der unterstützenden Gruppe besprechen, wenn sie sich über etwas unsicher sind oder etwas weiter diskutieren möchten.

In einem letzten Schritt besprechen die/der Praktiker:in und die Klientin die Symbole und ihre Deutung und sollten sich auf die weiteren Maßnahmen einigen, die zu ergreifen sind, um das zu Beginn der Sitzung festgelegte Ziel zu erreichen. Dies geschieht mit Hilfe eines Aktionsplans.

Der Aktionsplan sollte konkrete Schritte und Maßnahmen vorsehen und in den kommenden Wochen von der Klientin und der/dem Praktiker:in weiterverfolgt werden.

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